Zu teure Medikamente
Einige Medikamente sind absurd teuer. Ein gutes Beispiel dafür ist das Medikament «Zolgensma», das von der Schweizer Pharmafirma Novartis zur Behandlung einer tödlichen Muskelkrankheit bei Kindern auf den Markt gebracht wurde. Spinale Muskelatrophie zählt zwar zu den seltenen Krankheiten, jedoch tritt sie relativ häufig auf, denn etwa jedes 10'000 Neugeborene ist von dieser Krankheit betroffen. Das Medikament ist eine einmalige Infusion, die mittels Gentherapie Hoffnung auf Heilung der tödlichen Krankheit «spinale Muskelatrophie» bietet. Das tönt hervorragend, doch der Preis lässt einem leeren Schlucken: 2.1 Millionen. Sie finden das viel? Nach dem «Institute for Clinical and Economic Review» (ICER) ist dieser Preis jedoch gerechtfertigt, weil das Medikament die Lebensqualität, der von dieser verheerenden Krankheit betroffenen Familien stark verbessert.
Eine Alternative zum Medikament «Zolgensma» ist die Behandlung mit dem Medikament «Spinraza». Dieses ist schon 2017 von der Zuger Firma Biogen auf den Markt gebracht worden. Es wird lebenslänglich eingenommen und kostet im ersten Jahr 750'000 Franken und danach 350'000 Franken pro Jahr. In 10 Jahren kommen so knapp 4 Millionen Franken zusammen.
In der Schweiz erstattet in diesem Fall die Invalidenversicherung und nicht die Krankenkasse das Medikament. Dies ist so, weil es sich bei spinaler Muskelatrophie um ein Geburtsgebrechen handelt, dafür kommt bis 20 Jahre die IV auf. Bereits vor der Zulassung des Medikaments «Zolgensma» durch Swissmedic war die IV daran interessiert, Verhandlungen mit Novartis zu führen, um einen regulären Preis definitiv festzulegen. Oft wird uns gesagt, dass der Preis so hoch sei, weil die Entwicklung und die klinische Forschung so teuer gewesen sind und auch noch die nächsten Medikamente mitfinanziert werden müssen. Doch je nach Schätzungen resultiert eine Gewinnmarge die höher als 80% ist.
Die meisten dieser absurd teuren Medikamente sind patentgeschützt oder Medikamente für seltene Krankheiten, deshalb ist die Konkurrenz sehr gering und es gibt praktischen keinen Einfluss auf den Preis durch die Konkurrenz.
Indem die Pharmakonzerne damit argumentieren, dass sich der Preis eines Medikaments nach dem Wert für das Gesundheitssystem richtet, können sie den Preis gerade so hoch ansetzen, wie die Krankenkasse bereit ist zu bezahlen. John LaMattina, der ehemalige Präsident vom Pharmakonzern «Pfizer Global Research and Development», benannte den Wert eines Medikaments einst: «1. Es rettet Leben. 2. Es lindert Schmerz/Leiden und verbessert die Lebensqualität des Patienten. 3. Es reduziert die Kosten im Gesundheitssystem ganz allgemein.» Doch kann man wirklich den Wert eines Menschenlebens oder die Lebensqualität eines Menschen auf einen Preis reduzieren?
Sarina Schuler, Vorstand JUSO Zug