Schenken, schenken, bloss nicht denken!

Die Advents- und Vorweihnachtszeit, eine Zeit der Besinnung, der Nächstenliebe und der Vorfreude, hat sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend zu einem Konsumrausch entwickelt. Während die Lichter der Wintermärkte funkeln und die Regale der Geschäfte überquellen, wird die Frage nach dem Sinn und Zweck des Schenkens oft in den Hintergrund gedrängt. Stattdessen stehen wir vor der Herausforderung, den Erwartungen der heutigen Gesellschaft gerecht zu werden, welche uns mit verführerischen Angeboten und Werbestrategien umgarnt.

Es ist schwierig zu beschreiben, wie viel Platz das ständige Kaufen während der Festzeit einnimmt. Schon ab dem 1. November sind riesige Stapel von Lebensmittel in den Supermärkten sichtbar. Viele Weihnachtsprodukte laufen bereits Monate vor Weihnachten ab. Auch mit dem neuen Trend des «Black Friday» - ein Freitag Ende Novembers, an welchem viele Aktionen angeboten werden – spielt der Konsum während dieser Jahreszeit eine immer wichtigere Rolle. Aber der «Black Friday» hat sichtbar negative Auswirkungen: Beispielsweise hat die Digitec Galaxus AG dieses Jahr anstelle eines «Black Fridays» eine wochenlange «Black Friday Week» durchgeführt, um ihr Versandpersonal weniger zu überlasten.

Aber wozu kaufen wir eigentlich so viel? Um diese Zeit wird das Schenken oft als Verpflichtung angesehen. Durch das ständige Ausstellen von Geschenkartikel und Aktionstage wie den «Black Friday» wird uns das Bild vermittelt, es ist normal, sogar erwartet, so viel zu kaufen und zu schenken. Dazu kommen Marketing-Strategien, die uns das Gefühl geben, wir müssen immer die besten und teuerste Geschenke kaufen. Es ist daher verständlich, dass Viele sich fühlen gezwungen, ihren Liebsten Geschenke zu kaufen. Nicht allein aus dem Wunsch heraus, Freude zu bereiten, sondern vielmehr, um den gesellschaftlichen Erwartungen zu entsprechen, die uns von allen Seiten eingeredet werden. Und Viele wissen anschliessend nicht, was mit all diesen Geschenken anzufangen: Viele landen ungenutzt in Schubladen oder werden nach kurzer Zeit weiterverschenkt – der Sinn hinter dem Akt des Schenkens geht verloren.

Was ist mit den Werten passiert, die Weihnachten einst prägten? Die Besinnung auf das Wesentliche, die Zeit mit Familie und Bekannte? Wieso dreht sich diese Jahreszeit mehr und mehr um einen Kaufrausch? Anstatt uns von den verführerischen Angeboten des Kapitalismus leiten zu lassen, sollten wir uns an die Werte erinnern, die Weihnachten wirklich ausmachen. Weil wenn wir nicht aufhören, ständig zu kaufen, wird die Weihnachts-Lobby nicht aufhören, ständig zu produzieren, auf Kosten unserer Psyche, unserem Planeten und unserem Portemonnaie. Es ist höchste Zeit, Geschenke durch gemeinsame Erlebnisse zu ersetzen, Zeit miteinander zu verbringen oder Selbstgemachtes zu verschenken, das vom Herzen kommt. So können wir die schlechten Folgen des Konsums hinter uns lassen und die wahre Bedeutung der Festzeit wiederentdecken.