System change not climate change!

27.09.2019

Die Züge sind ein wenig voller, vor der Polybahn bildet sich eine lange Schlange, der Campus ist überlaufen mit Studentinnen und Studenten: ein neues Semester hat begonnen. Vor 6 Jahren gehörte ich auch zu den «Erstis», den Erstsemestrigen, begann mein Studium in Agrarwissenschaften, wurde zum «Agro». Während meines ersten Semesters kam die 1:12 Initiative zur Abstimmung, es wurde zur ersten von acht Vorlesungsrunden, in denen ich neben dem Studium noch Politik machte, oder neben der Politik noch Mathe-Übungen zu lösen versuchte. Es folgten zwei Sommer, geprägt vom Lernen für die Basisprüfung bzw. einen nicht minder schwierigen Prüfungsblock, sowie «nebenbei» noch Wahlkampf machen.
Im Grundstudium lernten wir viel über den Klimawandel, den Treibhausgaseffekt und Rückkopplungsmechanismen. Im Master diskutierten wir in verschiedenen Vorlesungen die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft. Durch die erhöhten Temperaturen und die Zunahme von Extremwetterereignissen wie Dürreperioden oder Starkniederschlägen wird die Nahrungsmittelproduktion unheimlich erschwert. Auch deshalb bereitet mir der Klimawandel und die globale Untätigkeit grosse Sorgen. Schliesslich ist nicht seit gestern, sondern seit Jahrzehnten bekannt, dass wir die Treibhausgasemissionen verringern müssen.
Niemals werde ich diese Geografielektion vergessen, in der wir das Video der steigenden CO2-Emissionen von Al Gore geschaut haben und ich zum ersten Mal mit dieser Thematik konfrontiert wurde. Es freut mich auch deshalb, dass sich so viele Kantischülerinnen, Lehrlinge und Studenten in der Fridays4Future Bewegung engagieren.
Vor diesem Hintergrund haben Isabel Liniger und ich der Regierung ein paar Fragen gestellt, was denn der Kanton Zug konkret gegen den Klimawandel unternimmt (hier geht's zur Interpellation). Es wurden ein paar Massnahmen genannt, die effektiv wirksam sind, doch vieles wird sehr beschönigend dargestellt. So wurden bei den letzten Neubauten des Kantons nicht die höchsten Minergie-Standards erfüllt und es hat vielerorts keine Solarpanels auf den Dächern.
Auf nationaler Ebene ist in den letzten vier Jahren noch viel weniger passiert. Das CO2-Gesetz wurde beispielsweise so stark verwässert, dass es keine grosse Wirkung mehr gehabt hätte. Im Verkehr steigen die Emissionen, eine CO2-Abgabe auf Treibstoffe ist unerlässlich. Zug hat die höchste Porschedichte und all die fetten SUVs tragen stark zum Klimawandel bei. Noch schlimmer ist allerdings, dass beim Flugverkehr überhaupt nichts gemacht wird, die Flugtickets sind viel zu billig, Zug fahren ist zu teuer und es hat zu wenige Nachtzugverbindungen.
Die Wahlen am 20. Oktober sind überaus wichtig: sie entscheiden, ob in den nächsten vier Jahren etwas gegen den Klimawandel unternommen wird, oder ob wirksame Massnahmen weiterhin blockiert werden. Schon vor den Wahlen kann man sich dafür einsetzen, dass klimafreundlichere Politik gemacht wird, nämlich am earthstrike am 27. September (in Zug um 17 Uhr auf dem Postplatz) oder an der nationalen Klimademo am 28. September in Bern. Wir sehen uns dort!
Anna Spescha, Kantonsrätin JUSO/SP