Fakt ist, dass weltweit knapp 60 Millionen Menschen auf der Flucht sind. Fakt ist, dass sich jeden Tag tausende Menschen auf den lebensgefährlichen Weg machen: Durch die Wüste, über das Mittelmeer, durch zerstörte Städte, weg von Kriegsgebieten, weg von Gewalt und Tod. KEIN Fakt ist, dass Europa alle aufnehmen muss. Fakt ist, dass 86% der Flüchtlinge in Entwicklungsländern wohnen, also nur in ein Nachbarland geflohen sind. KEIN Fakt ist, dass die meisten Asylsuchenden Wirtschaftsflüchtlinge sind. Fakt ist, dass viel mehr für die humanitäre Hilfe als für Asylsuchende in der Schweiz ausgegeben wird, also genau das gemacht wird, was die „Asylkritiker“ immer wieder fordern. Fakt ist, dass die SVP das Budget für Entwicklungshilfe verkleinern und somit auch die Hilfe vor Ort reduzieren möchte.
Es ist verlogen, sich auf der einen Seite für Waffenexporte in alle Welt einzusetzen und auf der anderen Seite zu sagen, man müsse das Problem bei der Wurzel packen. Es ist verlogen, sich über die vielen Flüchtlinge aufzuregen, aber die eigene Verantwortung nicht wahrnehmen zu wollen. Würden Schweizer Konzerne im Ausland Menschenrechte und Umweltvorschriften beachten wären weniger Menschen auf der Flucht. Die Flüchtlingskrise ist ein globales Problem, zu dessen Lösung die Schweiz nur mit klarer, pazifistischer Aussenpolitik und viel Diplomatie einen Beitrag kann. Hier in der Schweiz können wir nur eines tun: Abklären, wer asylberechtigt ist, und wer weder asylberechtigt noch in seinem Heimatland bedroht ist auszuschaffen. Mit der Asylreform von Simonetta Sommaruga wird dieser Ablauf beschleunigt und verbessert.
Die Gefahr für die humanitären Traditionen der Schweiz sind die rechten Hetzer, die sich nicht scheuen, Tatsachen zu verdrehen oder wilde Behauptungen aufzustellen, die fern von der Wahrheit sind. Denn das Schweizer Volk goutiert die Hilfe für Menschen, die sie wirklich brauchen. Wer diese Hilfe nötig hat, entscheiden professionelle Behörden, alles andere wäre Willkür.
Anna Spescha, Zug
31.08.2015